Inhalt der Website:: La Lupa ist anders. Wenn die in Zürich lebende Tessinerin italienische Lieder oder Gedichte singt, taucht sie in die Ozeane der Gefühle ein - und mit ihr das Publikum. Was heisst singen: La Lupa erleidet die melancholisch-tragischen Texte. Dann trägt ihr Vortrag Brecht'sche Züge. Doch wo echter Witz vor (fast) nichts haltmacht, darf Tragik komisch werden, Frivolität ergreifend.
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Martin Kraft
Zürich: La Lupa spielt Becketts "Glückliche Tage" im Theater Keller 62
Mit ihren Auftritten als Sängerin hat La Lupa immer grosses schauspielerisches Können bewiesen. Nun zeigt sie als Becketts Winnie, dass sie auch allein damit souverän einen ganzen Abend bestreiten kann.
Es mutet ziemlich kühn an, für einen ersten Auftritt als Schauspielerin ausgerechnet ein Stück zu wählen, das fast nur von einer einzigen Darstellerin getragen wird, die ausserdem in ihrer Bewegungsfähigkeit so sehr eingeschränkt ist, dass fast nichts an äusserer Handlung möglich ist.
La Lupa erweckt freilich im Verlaufe des Abends den suggestiven Eindruck, Samuel Beckett habe ihr die Hauptfigur von "Glückliche Tage" persönlich auf den Leib geschrieben. Was in ihren phantasievoll variierten Programmen immer wieder geschieht, erleben wir ähnlich nun auch hier: wie sich aus alltäglichen Geschichten allmählich groteske und absurde Konflikte ergeben, die wohl immer wieder zum Lächeln, aber nie zum lauten Lachen verführen, weil hinter ihnen existenzielle Tragik aufscheint und gar die letzten Dinge anklingen.
Dabei bleibt die Sängerin ein Wesentliches ihrer Ausdrucksmittel hier versagt: mit tänzerischer Bewegung den Raum zu ergreifen. Denn diese Winnie, die sich, bis an die Hüften in der Erde vergraben, mit alltäglich repetierten Ritualen scheinbar glückliche Tage bereitet, wartet dabei doch nur auf das nahe Ende, dem sie im Zweiten Akt, wo nur noch ihr Kopf sichtbar wird, bereits ein Stück näher steht. Die kleine Bühne erlaubt statt einer weiträumigen Wüstenlandschaft nur eine schräggestellte Fläche (Ausstattung
und Licht Dani Bodmer), was aber hier in durchaus positivem Sinne die Aufmerksamkeit ganz auf die Hauptdarstellerin konzentriert. Die Stimme der Lupa ist auch ohne Gesang - zu dem wir den leitmotivisch wiederkehrenden Lehar-Walzer denn doch nicht zählen wollen - aber offensichtlich von ihm mit geschult von wunderbarer Ausdruckskraft. Sie macht dialogische Reminiszenzen des Monologs zu kleinen Kabinettstücken, verhilft aber im Gegenzuge auch der Sprache der Erinnerung, die mitten im trostlosen Endspiel die wenn auch unwiederbringlich vergangenen Momente des Glücks beschwört, bewegend zu ihrem Recht.
Der Tessiner Akzent mitsamt einigen dialektalischen Einschüben ergibt bei diesem ohnehin zwischen den Sprachen agierenden Autor eine durchaus authentisch wirkende Variante des Textes, der bei seiner Neigung zum Existenziell-Gleichnishaften zugleich näher an eine gelebte Alltagswirklichkeit gerückt wird. Doch ohne alles Sprachliche würde schon eine wunderbar wandlungsfähige Mimik den Abend auf weite Strecken tragen: ein Lächeln zumal, das, hintergründig, wenn nicht zuweilen sogar ein wenig hinterhältig, im weiten Spektrum zwischen Wohlbehagen und nur mühsam überspielter Existenzangst fast alles ausdrücken kann.
Der Monolog ist ha nur bedingt einer, ist eigentlich angelegt als Dialog Winnies mit dem weiter hinten in einem anderen Erdloch hausenden Gatten, präsent vor allem in der Erinnerung und ansonsten höchstens über eine kaum überwindbare Rufdistanz, so dass von ihm bis zum kurzen leibhaftigen Auftritt am Schluss höchstens mal von ferne seine Hand oder sein Hinterkopf erscheint. Thomas Hostettler, der neben der Regie der Haupt- auch die Interpretation dieser Nebenrolle - eine oft fragwürdige, aber hier ziemlich zwingende Verbindung -übernommen hat, beweist im eng gesteckten Rahmen bemerkenswerte Präsenz.