Inhalt der Website:: La Lupa ist anders. Wenn die in Zürich lebende Tessinerin italienische Lieder oder Gedichte singt, taucht sie in die Ozeane der Gefühle ein - und mit ihr das Publikum. Was heisst singen: La Lupa erleidet die melancholisch-tragischen Texte. Dann trägt ihr Vortrag Brecht'sche Züge. Doch wo echter Witz vor (fast) nichts haltmacht, darf Tragik komisch werden, Frivolität ergreifend.
Stichworte für Suchmaschinen:: La Lupa, rote Wölfin, Produktionen, Che fortuna, Canto alla luna, Con tenera follia, Traditionen, Glückliche Tage, Interviews, Pressespiegel, Shop, Bestellen, CD
Hinweis: Sie haben die von uns definierten Style-Sheets (CSS) abgeschaltet oder Sie nutzen leider einen älteren Browser, daher wird diese Seite anders dargestellt.
Hinweis: Weitere Informationen über die Darstellung dieser Website finden Sie in den Besucherinfos
Felix Reich
La Lupa im Gleis:
La Lupa und Nikola Weisse luden am Samstagabend zu einem eigenwilligen Liederabend ins Theater am Gleis. Zum Jubiläum ihrer 10jährigen Freundschaft spielten die beiden Frauen ihr poetisches Programm italienischer Wiegenlieder.
Ein Glücksfall. Die Stimme, welche in der Passionszeit in ihrer unglaublichen Kraft und Fülle vom Zürcher Grossmünsterturm herunter sang, füllte an diesem Wochenende das Theater am Gleis. La Lupa sang italienische Wiegenlieder, während Nikola Weisse teils eigene Texte in die Lieder hinein sprach oder mitsang. Begleitet wurden die beiden Frauen vom ebenso zurückhaltend wie brilliant agierenden Urzli Senn, der die Künstlerinnen vereinzelt auch gesanglich zu unterstützen wusste. Der Musiker bestach durch sein virtuoses Violaspiel, sein Einfühlungsvermögen und seine präzise und stets anpassungsfähige Begleitung.
Thematisch trafen an diesem Abend Tragik und Komik aufeinander, ohne je als Gegensätze wahrgenommen zu werden. Tiefe Schwermut und Sehnsucht wussten die beiden Frauen immer wieder ironisch zu brechen. Oft wusste man nicht, sollte man nun weinen oder lachen. So folgte auf ein Lied, das von Tod, Einsamkeit und Trauer erzählte, plötzlich das Gutenachtlied für das auf Veilchen gebettete Pouletschenkelchen oder eine Zeile wie "Vater trinkt den Wein vom Fass. Das Kindlein macht sich die Hosen nass. Die Mutter weint sich die Augen rot. Vater haut sich schliesslich tot." La Lupa und Nikola Weisse erzählten ihre tragischen, humoristischen, poetischen und grotesken Geschichten immer mit einem Augenzwinkern der Heiterkeit und Ironie.
Dieser Funke der hellen Lebensfreude sprang rasch auf das Publikum über. Angesichts des blinden Verständnisses zwischen den beiden Frauen spürte man förmlich, dass hier zwei innige Freundinnen am Werk sind. Ihr poetischer Humor war herzerwärmend. Und dann war da immer wieder La Lupas Stimme, die einen mit einer Gänsehaut überzieht und die so schwer zu beschreiben ist, weil sie in ihrer Musikalität dort zu sprechen beginnt, wo Worte versagen. Um La Lupa zu verstehen, muss man des Italienischen nicht mächtig sein. Ihr Medium ist die Musik. Die Wahlzürcherin singt ihre Texte und Lieder nicht, sie erleidet und lebt sie. Das Volumen ihres Gesangs ist beinahe unglaublich. Wer die Stimme der aus dem Tessiner Onsernonetal stammenden Sängerin einmal gehört hat, wird sie nicht wieder vergessen können, weil sie nicht nur durch Mark und Bein, sondern auch direkt ins Herz fährt. Man beginnt zu glauben, dass diese Stimme Berge versetzen kann. Nach zwei kleinen Zugaben und beinahe endlos anhaltenden Applaus wollte das Publikum im wohl ausverkauften Theater am Gleis gar nicht mehr aufstehen. Selten sind fünf Viertelstunden so schnell vergangen wie an diesem Abend. Doch selbst nach den schönsten Wiegenliedern müssen Kinder einschlafen.
LICHTENSTEIG
Antonia Dobler
Ninna Nanna sind Lieder, die die italienischen Mütter für ihre Kinder singen. In den Genuss dieser wehmütigen, traurig-schönen Lieder, gesungen von La Lupa und Nikola Weisse und instrumental begleitet von Urs Senn, kam am Samstagabend das Publikum im "Chössi"-Theater.
Bosheit und Tiefe, Freude und Leid, Sinn und Unsinn, eine Hommage an das Leben. Ein Leben in Armut und lebendigem Reichtum. Klagelieder, die eine nachhaltende Wärme versprühen. Wiegenlieder in sanften, begehrenden, aufmüpfigen Tönen lassen kaum ein offenes Lachen zu. Zu bitter die ungeschminkten Worte des Daseins. Ninna Nanna, die Schlechtgelaunte. "Der Vater in der Kneipe, die Mutter bedrückt. Mutter wird muff, Vater haut ihr eine druff, Mutter weint die Augen rot, Vater haut sie schliesslich tot." La Lupa und ihre voluminöse, eindringliche Stimme, lässt Zuhörer in schaurige Einsamkeit gleiten, holt sie dann in ihren höchsten Tönen wieder ab, dorthin wo es nur noch ein einsaugendes, betörendes Gefühl der Wärme gibt.
Die Übersetzungen vom Ticinese ins Deutsche fliessen. Nikola Weisse besonnen und witzig. Eine Weisse, die schon mit ihrer Ausstrahlung besticht. Durch ihre Eigenart vom ersten Blick in Bann gezogen, lässt sie Monologe in sinnige Zwiegespräche verschmelzen.
Mit dezent eingesetzten, zarten Klängen auf Violine und Tambourin umrahmt Urs Senn einfühlsam diesen Lieder-Abend zum zehnjährigen Freundschaftsjubiläum der beiden Frauen La Lupa und Nikola Weisse. Facciam la Ninna Nanna. Still, still. Schlaf, schlaf mein Kind schlaf. Kaum ein Aug geht zu in der Bahnhalle bei diesen Männer-kritischen, mütterlichen Ninna Nannas.
Baden
In das Dunkel des Thik-Theaterkellers trommeln langsame Schläge, die müde Tritte symbolisieren. Dann fallen Sätze ins Bewusstsein, kommen von hinten immer näher, deutsche und italienische Sätze, mit denen sich zwei Frauenstimmen durch eine imaginäre Reise nach Bethlehem hinarbeiten. Noch sieht man nicht ihre Gesichter, doch hinter dem Rücken füllen die Worte den Raum mit Erwartung. Der Kleiderfall rauscht, bis dann die Frauen ins Gesichtsfeld rücken: La Lupa und Nicola Weisse. Von diesem Moment hält die Faszination an. Das Zusammenspiel hatte verschiedene Formen. Manchmal führte Nicola Weisse vorab mit dem gesprochenen deutschen Text zum italienisch gesungenen Lied hin, manchmal kam Satz neben Satz. Und bei den Aufzählversen purzelten die Worte deutsch und italienisch durcheinander, nur noch als rhythmischer Klangkörper wahrnehmbar, aus dem einzelne Worte herausrankten. Urs Senn (mit Viola, Triangel und Tambourin) steuerte mehr als nur die Begleitung bei. Seine wohltuende Baritonstimme verband sich mit den beiden vollen Frauenstimmen zu einem schönen Gesangstrio. La Lupa und Nicola gestalteten den Abend so, dass man nicht müde wurde zuzuhören. Die Lieder gaben jedem Geborgenheit und Trost. Premiere hatte der eigenwillige Liederabend mit La Lupa, Nicola Weisse und Urs Senn bereits im Mai 1988 im Künstlerhaus Boswil. Er wurde anschliessend während zweier Jahre in verschiedenen Orten der Schweiz gespielt. Da inzwischen aus dieser Zusammenarbeit eine herzliche Freundschaft zwischen den beiden Frauen entstanden ist, haben sie sich entschlossen, das Programm als 10-jähriges Freundschaftsjubiläum wiederaufzunehmen.