Inhalt der Website:: La Lupa ist anders. Wenn die in Zürich lebende Tessinerin italienische Lieder oder Gedichte singt, taucht sie in die Ozeane der Gefühle ein - und mit ihr das Publikum. Was heisst singen: La Lupa erleidet die melancholisch-tragischen Texte. Dann trägt ihr Vortrag Brecht'sche Züge. Doch wo echter Witz vor (fast) nichts haltmacht, darf Tragik komisch werden, Frivolität ergreifend.
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© Der Landbote; 13.03.2009; Seite 16
Stefan Busz
ZÜRICH – Wenn La Lupa im Zürcher Theater Stok vor ihr Publikum tritt, verwandelt sich jedes Wort in Farbe. Im venezianischen Rot steht sie dann da auf der Bühne (ihr Kleid ist von Adrian Brody), und das Dunkle weicht dem Licht. Eine Bank, weisses Kissen, mehr braucht es hier nicht, um den Ort zu bezeichnen, wo «Das Kind», der Monolog der Schweizer Autorin Margrith Raguth, spielt: Es ist das Terrain der Erinnerung. Ein Klirren ist hier, ja: zu sehen.
Vom Glück, glücklich zu sein («Che fortuna essere felici»), und vom schönen und traurigen Klang der Glocken («Suonate campane») hat La Lupa, die in Zürich lebende Künstlerin mit Tessiner Wurzeln, in früheren Produktionen gesungen. Taufe, Hochzeit, Tod waren vereint in diesen Liedern. La Lupa, die zwischen allen Sprachen heimisch ist, trug damals noch Hütchen und war auch sonst ganz die exzentrische Frau, wie man sie auch auf der Strasse kennt. Hier aber, in der neuen Produktion «Das Kind» (Regie: Michael Ratynski), die am Mittwoch Premiere feierte, gibt es keine Musik, und auch kein Sternenglanz fällt jetzt auf die Falten des Kleids. Nur die Wölfin klirrt. Und das ist eine Sprache für sich.
Eine traurige Geschichte. Eine Frau kommt an den Ort zurück, wo sie einst glücklich gewesen ist. Noch einmal denkt sie sich in die Zeit zurück, in der alle noch zusammen waren: das Kind, der Mann, sie selber. Ein Unfall aber ist geschehen, der Mann hat das Kind getötet. Zerbrochen ist die Hoffnung auf einen gemeinsamen Weg in die Zukunft, jeder muss das Schicksal auf sich nehmen. Noch einmal aber spricht die Frau mit den Menschen, die ihr im Lauf der Zeit abhandengekommen sind – sie selber gehört auch dazu –, um dann, am Schluss des Lebens, sich selber wieder zu finden und auch all die anderen. Dann sieht die Frau wieder ihr Kind, wie es spielt, im Garten und auch im Haus.
«Ich sehe deine anmutigen Hände / lose im Wind / wie sie in die Nacht sinken / die Tage verdüstern.» Vom verschlungenen Weg einer Trauerarbeit, die mit dem Verlust versöhnt, spricht die Autorin, und sie hat in ihrer ersten Bühnenarbeit auch die Bilder gefunden für das Drama einer Frau, die den Zugang sucht zu einer anderen Welt: «Brombeerhecke», «Kupferlappenhände» gehören hier dazu.
Etwas ist hier verborgen. La Lupa macht diese Welt sichtbar. Weil es ihre eigene ist, hat sie den hohen Ton eines Liedes, des Gedichts. «Ich habe sofort den Eindruck gehabt, dass dies ein Text für mich ist, und schon beim ersten Lesen habe ich ihn innerlich gespielt», sagt sie im Programmheft über «Das Kind». Und wenn sie dann in der Aufführung nur ein Wort ausspricht, sieht man, welche Farbe die Brombeerhecke hat und wie sich Kupferlappenhände anfühlen. Und manchmal muss die Künstlerin gar nichts sagen. Dann sitzt sie, in sich versunken, auf der Bank, die Augen sind geschlossen, und doch scheint sie alles zu sehen: was vorher war, was werden wird, was ist.
Dann hat La Lupa wirklich etwas Zauberisches in sich.
Stefan Busz